14.6.2024
14.6.2024
Der Physiologische Seufzer
In unserer hektischen Welt ist Stress ein allgegenwärtiges Phänomen, doch ebenso universell ist unsere Fähigkeit, innere Ruhe wiederzufinden. Die Methoden, mit denen wir versuchen, uns zu beruhigen, variieren in ihrer Effektivität und reichen von bewusst angewandten Techniken wie Meditation und Atemübungen bis hin zu unbewussten Strategien wie sportliche Betätigung, Ablenkung oder der Suche nach sozialer Unterstützung. Obwohl diese Ansätze grundsätzlich wirksam sein können, stellt sich die Frage, wie wir die Beruhigung am effizientesten – maximale Wirkung in minimaler Zeit – erreichen können.
Eine innovative Antwort auf diese Herausforderung bietet eine Spitzenmethode zur Selbstberuhigung: der physiologische Seufzer. Diese Technik, die sich durch ihre Einfachheit und Wirksamkeit auszeichnet, hat sich sogar bei meinen am stärksten belasteten Patienten als äußerst nützlich erwiesen. Insbesondere für Musiker, die unter dem Druck von Auftritten stehen, erweist sich dieser Ansatz als besonders geeignet. Durch die Nutzung des physiologischen Seufzers können wir einen Weg entdecken, um unser emotionales Gleichgewicht schnell und effektiv wiederherzustellen, eine Methode, die nicht nur durch ihre Einfachheit besticht, sondern auch durch ihre unmittelbare Wirksamkeit.
Der "physiological sigh" oder zyklische Seufzer ist eine einfache Atemtechnik, die überall durchgeführt werden kann. Sie besteht aus zwei scharfen Einatmungen, in der Regel durch die Nase, gefolgt von einem verlängerten Ausatmen durch den Mund (siehe Video).
Diese Technik aktiviert das parasympathische Nervensystem, verlangsamt die Herzfrequenz und hat eine allgemein beruhigende Wirkung auf den Körper.
Der "physiological sigh" ist besonders effektiv bei der Regulierung der Sauerstoff- und Kohlendioxidspiegel im Blut, indem er die Alveolen in den Lungen "aufploppt" und so die Sauerstoffaufnahme erleichtert und die Kohlendioxidabgabe ermöglicht.
Lampenfieber ist eine Form von Stress, die bei Musikern häufig vorkommt. Es löst eine Reihe physiologischer Reaktionen aus, die die Leistung beeinträchtigen können, wie z.B. erhöhte Herzfrequenz, Muskelanspannung und Schwitzen.
Durch die Anwendung des "physiological sigh" können Musiker ihren Stresspegel in Echtzeit senken, ohne sich von der stressauslösenden Aktivität zu trennen.
Diese Atemtechnik ist besonders nützlich, um die physischen Auswirkungen von Lampenfieber zu kontrollieren und den Musikern zu helfen, sich besser auf ihre Darbietung zu konzentrieren.
Eine von Huberman und Spiegel durchgeführte Studie mit 111 Teilnehmern zeigte, dass zyklisches Seufzen im Vergleich zu anderen Atemübungen die größte tägliche Verbesserung der Stimmung und Reduzierung von Angstgefühlen bewirkte.
Die Studie ergab auch, dass die Teilnehmer, die zyklisches Seufzen praktizierten, im Laufe der Zeit eine signifikante Senkung ihrer Ruheatemfrequenz erfuhren, was auf eine langfristige physiologische Wirkung hinweist.
Vor dem Auftritt: Einige physiologische Seufzer vor dem Betreten der Bühne können helfen, den Geist zu beruhigen und den Körper zu entspannen.
Während des Auftritts: Bei Pausen im Musikstück oder während kurzer Momente der Stille kann die Technik diskret angewendet werden, um die Entspannung aufrechtzuerhalten.
Langfristige Wirkung: Regelmäßiges Üben des physiologischen Seufzers, auch außerhalb von Auftritten, kann helfen, eine tiefere Verbindung zum eigenen Atem zu entwickeln und die allgemeine Stressresistenz zu erhöhen.
Schlussfolgerung: Der physiologische Seufzer ist mehr als nur eine Atemübung; er ist ein Werkzeug, das Musiker nutzen können, um ihre Leistung durch die effektive Kontrolle von Lampenfieber zu verbessern. Durch einfache Anwendung und wissenschaftlich nachgewiesene Effekte bietet diese Technik eine zugängliche und effektive Methode, um die Herausforderungen des Auftritts zu meistern.
Ramirez JM. The integrative role of the sigh in psychology, physiology, pathology, and neurobiology. Prog Brain Res. 2014;209:91-129. doi: 10.1016/B978-0-444-63274-6.00006-0. PMID: 24746045; PMCID: PMC4427060.